Polenmuseum Rapperswil und Jan Zumbach

Rapperswil war für mich noch nie ein Ausflugsziel und am Samstag, dem 10. Oktober fuhren wir eigentlich auch nur da hin, weil die Familie meines Kollegen die Lenzburg kurz zuvor bereits besucht hatten. Das Wetter war nicht besonders schön aber es regnete wenigstens nicht – allerdings wollte offensichtlich auch niemand in eine der bereitstehenden Gartenwirtschaften sitzen; dafür war es wohl etwas zu kühl.

Der Hügelrücken hinter dem “Schloss” (welches eigentlich eine Burg ist) war nett hergerichtet und bot einige schöne Ausblicke auf die Altstadt, den See und die Inseln. Das Schloss wurde fleissig für Hochzeiten genutzt – es ist mir nicht ganz klar, warum man für eine Hochzeit gerne in ein Schloss geht…

Ok. Wenn man schon mal da ist, dann will man halt auch noch sehen, was denn im Schloss drinnen so los ist. Nach dem Betreten des dreieckigen Innenhofes tritt erst einmal Ernüchterung ein: Da ist ausser gähnender Leere nichts. Wirklich nichts. Weit oben sieht man den mit Holz verkleideten Wehrgang und das war's dann auch. Wir schlüpften an dne Hocjzeitsgästen vorbei und sahen gerade, wie jemand mit einem Reissnagel einen Zettel an die Türe des Hauptgebädes heftete, auf dem Stand “Polenmuseum offen”.

Und tatsächlich fand sich da in einem der oberen Stockwerke, das einzige, was im Schloss drin wirklich interessant war: Das Polenmuseum. Zur Stadt und zur Geschichte von Rapperswil gab es im Schloss nirgends etwas zu sehen…. ich war am Anfang etwas skeptisch und fragte mich, ob ich denn nu wirklich ein “Polenmuseum” sehen möchte. Aber die Neugier packte mich. Am Eingang wurde uns einiges zum Museum und zu seiner Geschichte erklärt. Und dann kam die Überraschung gleich im ersten Raum: Da war doch tatsächlich die Uniformjacke und der militärische Nachlass von Jan Zumbach ausgestellt! Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

Zumbach war ein polnischer Jagdpilot, der sich vor allem in der Luftschlacht um England verdient gemacht hatte. Wie der Name schon erahnen lässt, war er schweizerischer Abstammung – hier ein kurzer Abriss über sein Leben: Jan Zumbach, Lebenslauf

Das Polenmuseum selber hat auch eine ganz interessante Geschichte. Als das Land im 19. Jahrhundert von den Russen besetzt war, suchten Exilpolen eine Platz, wo ein Museum eingerichtet werden konnte. Das Schloss Rapperswil war zu dieser Zeit sehr baufällig und man dachte sogar über einen Abriss nach.

Der Abriss des Schlosses wurde nur dadurch verhindert, dass die Polen es für ihr Museum anmieteten und damit auch die Verpflichtung eingingen, es zu renovieren und zu unterhalten.

Das Museum war auch während des Zweiten Weltkriegs, als Polen wieder von fremden Mächten besetzt war, sehr wichtig für die Polen – hier konnte ein Teil der Identität des Volkes bewahrt werden. Eine Sonderausstellung im Wehrgang auf der Mauer beschäftigt sich mit den vielen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz internierten polnischen Soldaten – wo findet man sonst Informationen über diesen Teil der neueren Geschichte?

Nach über 140 Jahren scheint es, als würde die Geschichte des Polenmuseums in Rapperswil nun zu einem Ende gebracht. Nachdem die Ortsbürgegemeinde Rapperswil als Eigentümerin des Schlosses den Mietvertrag mit den Polen eigentlich um 25 Jahre verlängern wollte kam es zu einem “Sturm der Entrüstung” unter den Rapperswilern, welche “ihr Schloss wieder zurückhaben” wollten. Der Stadtrat hat nun eine neue “Nutzungsvision” für das Schloss, in dem für das Polenmuseum nur noch zwei Zimmerchen in einem der drei Türme vorgesehen sind.

Ob der trendige “Biergarten” im Schlosshof nun wirklich eine so tolle Idee ist, muss ich zum Glück nicht entscheiden. Aber der Aussage, dass das Museum nicht nach Rapperswil gehört und Rapperswil ja eigentlich gar nichts mit Polen zu tun hat, kann ich auch nciht nachvollziehen.

Vielleicht ist es noch Zeit, etwas nachzudenken, bevor man einen Schritt zu weit geht. Für mich ist das Museum etwas, was einen kleinen Einblick in die Geschichte eines Landess gibt, welches mehrfach von fremden Mächten besetzt war und unter diesen Besatzern grauenhaft zu leiden hatte. Das Museum ist ein Symbol des Widerstandes der Polen gegen ihre Besatzer.

Der Schweiz ist ein solches Schicksal im Zweiten Weltkrieg mit viel Glück erspart geblieben.

Aber es war nicht nur Glück – es waren auch Polen, wie Jan Zumbach, die nach der Niederlage ihrer Armee anderswo weiterkämpften udn ihr Leben riskierten… auch für die Freiheit der Schweiz.

Ich hoffe, das Museum bleibt erhalten.